Wissenschaftsradio: Dieter Segert, Leiter des Instituts für Politikwissenschaft (Uni Wien)

Zu Gast im Wissenschaftsradio ist Dieter Segert, der
Leiter des Instituts für Politikwissenschaft an der Uni Wien. Er erklärt
unter anderem, warum die Sowjetunion vor 25 Jahren zerfallen ist.

KritikerInnen
werfen Dieter Segert immer wieder seine Zeit als Mitglied einer
Basis-Gruppe der SED (Staatspartei) in der früheren DDR (Deutsche
Demokratische Republik) vor. In der Gruppe arbeitete Segert an einer
Erneuerung der DDR, die eine Diktatur darstellte. Für die BürgerInnen
sollte es mehr Mitbestimmung und Freiheiten geben. Er stehe zu seiner
Vergangenheit und betreibe kein Marketing, um sie zu „optimieren“, so
Segert sinngemäß. Es gehe darum, wie sich ein Mensch in seinen Ansichten
verändert hat und er habe heute eine andere Sicht auf die DDR. Er
gesteht eigene Fehler ein und bekennt, dass der damalige DDR-Politiker
Günther Schabowski versucht habe, die Arbeit der „Erneuerungsgruppe“ zu
kontrollieren. Mangelnde Objektivität sei ihm von Studierenden noch
nicht vorgeworfen worden.

In der DDR war nicht alles Unrecht,
meint Segert. Sie sei auch eine Gesellschaft und mehr als ein Gebilde
von politischen Einrichtungen gewesen. Er meint, dass es Alternativen
(andere Möglichkeiten) im Gegensatz zur Zusammenführung von West- und
Ostdeutschland geben hätte können. Etwa in der Form einer gewissen
Entscheidungsfreiheit (Autonomie) für die DDR. Heuer jährt sich der
Zerfall der Sowjetunion zum 25. Mal. Für die Sowjetunion war die DDR ein
wichtiger Satellitenstaat, also ein Staat, der von der Sowjetunion
abhängig war. Letztlich sei die Sowjetunion auch aus wirtschaftlichen
Gründen zerfallen, erklärt Segert. Er sei damals in Moskau gewesen und
habe mitbekommen, dass Lebensmittel wie Käse und Wurst nicht mehr
gekauft werden können. – Ob Wladimir Putin, Präsident des wirtschaftlich
kriselnden Russlands, die Sowjetunion wieder „aufbauen“ will, wie
Dieter Segert die Rolle der politisch unter Druck stehenden Kanzlerin
Angela Merkel (Anm.: CDU; bei den Landtagswahlen am 13. März in drei
deutschen Bundesländern fuhr die CDU teils Verluste ein, in allen drei
Bundesländern gab es einen Rechtsruck) in der Flüchtlingskrise sieht und
ob er die vieldiskutierte Neuauflage der Hetzschrift „Mein Kampf“
sinnvoll findet, erfahren Sie im „Wissenschaftsradio“. Außerdem: Was
Segert seinem schärfsten Kritiker entgegnet, der meint, Segert hätte für
den von ihm kommunizierten „totalitären Schwachsinn“ an „keiner anderen
Uni der Welt mit Ausnahme Nordkorea“ einen Lehrauftrag bekommen.

Foto: [PJS] via pixabay.com CC0

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